Es war voll und heiß im Duncker. Draußen waren trotz hinter uns gebrachter Geisterstunde noch immer 22 Grad und hier drin tropfte die Feuchtigkeit von den Wänden. Es war Zeit für einen neuen Aufguss. Ich torkelte Richtung Toilette, hatte heute Abend schon deutlich mehr Alkohol zu mir genommen als gut für mich war, aber jede Faser meines Körpers schrie nach Flüssigkeit. Zudem meinte es der DJ einfach zu gut und riss einen geilen Metalsong nach dem anderen herunter. Es war Himmel und Hölle zugleich.
Die
Tür ging erneute, der dritte im Bunde blieb aber scheinbar bei den
Pissoirs stehen, jedenfalls klackte nur eine Gürtelschnalle und dann
begann er laut zu pfeifen. Ich konnte die Melodie beim besten Willen
nicht erkennen, aber wenigstens stoppte es das Gemurmel aus der
anderen Kabine. Das Pfeifen riss ab,ein Gürtel wurde geschlossen und
dann rauschte die Spülung. Als der Wasserhahn rauschte rülpste der
Kerl in der anderen Kabine wieder und der andere am Waschbecken
lachte laut auf.
"Stück
Brot dazu?" rief er und verließ lachend die Toilette.
"Scheiße!"
Kam von der anderen Kabine, dann stürzte derjenige hastig aus dem
Klo, Hose hochgezogen oder nicht.
Ich
hatte derweilen ebenfalls erledigt wozu ich hierher gekommen war und
verließ kopfschüttelnd die Kabine. Am Waschbecken sah ich in den
Blechspiegel darüber. Trotz allem war die Frisur okay ausgefallen.
Den
Nachmittags zuvor hatte ich einen Termin beim Friseur gehabt und war
dort mit der Abwesenheit von Paula konfrontiert worden.
"Wo
ist sie denn?" fragte ich ihre Kollegin Emilia, die mir statt
Paula die Haare wusch.
"I
don't know." antwortete die. " She had some kind of Job
offer at a Festival or something like this." Emilia kommt aus
Neuseeland und versteht zwar deutsch sehr gut, spricht es aber kaum.
Daher ist es bei einer Unterhaltung mit ihr völlig normal deutsch zu
reden und englisch zurück zu erhalten.
"Ja
das weiß ich, hatte der Chef beim letzten Mal schon erzählt aber
ich dachte sie wollte Mitte Mai zurück sein."
"Yeah,
but 'till today we didn't heard a thing from her. Maybe she comes
back, maybe not. I don't know."
"Sagtest
du bereits." Ich habe nichts gegen Emilia und ihr stark
australisch eingefärbtes Englisch, aber sie war eben nicht Paula.
Haarschnitt hin oder her, ohne Paula wäre Berlin und mein Leben um
eine schillernde Facetten ärmer.
Kurz
vor vier drückten die Bier auf die Blase und lenkten mich wieder
Richtung Toilette. Drinnen pfiff ich pinkelnderweise den letzten Song
der gerade gelaufen war mit und wurde beim Händewaschen mit einem
Rülpser belohnt.
"Stück
Brot dazu?" fragte ich gut gelaunt und ging lachend raus.
Am
Rand der Tanzfläche hielten sich schon den ganzen Abend ein paar
Mädels auf, deren Art ich in Anlehnung an ihre Erscheinung als fette
Schnecken bezeichnete. Sie gehörte zu einer neuen Art von Mädels,
die ihre überzähligen Pfunde bewusst zur Schau stellten, gemäß
dem Motto: Look what I got! Grundsätzlich bin ich begeistert von
Mädels mit Rundungen und Kurven, aber es muss da ein Missverständnis
zwischen Kurven haben und fett sein im Spiel gewesen sein. Gegen Ende
des Abends wurden ihre Versuche männliche Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen, nun ja sagen wir plakativ. Verschmiertes Mascara und
durchgeschwitzte Kleidung halfen bei den Bemühungen so überhaupt
nicht. Doch als ich mich schon verschämt abwenden wollte zeigte sich
ein Kerl im feuchten Hemd gefügig und ging auf die Damen ein. Das
von ihm getragene Hemd hatte um Lauf des Abends zwei unter den
Achseln beginnende Schweißflecken geziert, die sich im Laufe der
Stunden über die Brust aufeinander zubewegt und sich schließlich
vor etwa einer Stunde endlich getroffen und vereint hatten.
Es
war kurz vor Feierabend als ich das letzte mal die Toilette
aufsuchte. Mein Gleichgewichtssinn war ziemlich lädiert und dann gab
die rechte Kabinentür nicht nach. Vor mich hinmurmelnd betrat ich
die linke Kabine und öffnete den Gürtel meiner Hose. Der entglitt
meinen Fingern und knallte auf den Boden, der alles andere als
trocken aussah. Ich seufzte und setzte mich, wobei der Seufzer in ein
Rülpsen überging. Draußen knallte die Klotür und dann pfiff
jemand laut vor sich hin. Ich versuchte ihn zu ignorieren und
konzentrierte mich auf meine vor mir liegende Aufgabe. Mein Körper
verweigerte den Dienst und so rutschte mir mit ansteigendem Druck ein
saftiger Darmwind heraus. Ich wedelte ihn weg und musste schon wieder
rülpsen.
"Stück
Brot dazu?" fragte jemand von draußen lachend und plötzlich
war mir das Pinkeln vergangen.
"Scheisse!"
fluchte ich, raffte meine Hose hoch und stürmte raus. Alles was ich
wollte war nur noch weg bevor...
Und
da stand sie auch schon in dem kleinen Vorraum vor den Toilette und
lächelte mich verzeihend an - Ciec. Ihre Augen waren noch
immer grün wie Glas.
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