31. Dezember 2014

26 / Neun dreiviertel - Anti-Berlin – Schlagloch – Cro Magnon - Bowie


Die Weihnachtstage wusste ich nicht so recht wohin mit mir. Meine Familie ist ein Thema für sich und zwar eins von der Sorte, die man lieber nicht erörtert. Und wenn ich doch gezwungen werde über sie zu reden tue ich das in der Sprache des Schweigens. So laut und deutlich ich nur kann, falls der Hinweis zu subtil ist. Das führte dann dazu, dass ich die Einladung meines bösen Ichs, ihn besuchen zu kommen spontan annahm. Weihnachten gibt es in der Anti-Welt nicht, das ist einfach reines Glück, da gibt es keine Pendant auf der Gegenseite. Also lag vor ihm eine Woche normales Herumgelungere und eine Chance dem Weihnachtsirrsinn zu entgehen. Ich sprang also beherzt vor und versuchte die Möglichkeit beim Schopf zu packen, musste aber mit einem Arm zufrieden sein und stellte fest, dass es für meine Zwecke auch reichte.

22. Dezember 2014

25 / Scheinwerferlicht - Herpesbär - stabiles A - Poncho


Da war es schon wieder. Seit einer Woche war es jetzt schon, dass ich ab und zu ein Blitzen im linken Augenwinkel hatte. Immer nur einmal, ganz kurz, als ob jemand ein Blitzlicht benutzen würde. Wenn ich mich in die Richtung drehte war nie etwas zu sehen. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Augen oder ein andersdimensionales Etwas mir einen Streich spielen. Ich weiss nur, dass es nervt. Vielleicht sind Horst und ich jetzt so etwas wie Berühmtheiten und irgendwelche Dinger machen hier überdimensionale Fotos. Was es auch ist, es (und an der Stelle wiederhole ich mich gern) ist furchtbar nervig. Gestern abend war ich gerade auf dem Weg zur Toilette und hatte aus Rücksicht auf Horst das Flurlicht aus gelassen, als es blitzte. Sollte ich mal in die Verlegenheit einer Zombiapokalypse oder der tatsächlichen Dimensionsinvasion kommen bin ich nutzlos. Als es blitzte erstarrte ich vor Schreck auf der Stelle, kein Fluchtreflex, kein gar nichts. Ich bin ein Reh im Scheinwerferlicht des heranrasenden LKW's auf einer Fernverkehrsstraße wenn es um Schock geht. Überlebenschance null.

15. Dezember 2014

24 / Willkommen im Club – Deeskalation – Nichtangriffspakt - glaßgrün


Ciev und ich gingen die Treppe runter. Ihren Hula-Hoop hatte sie in meinem Flur stehen gelassen. Wir waren kaum die Hälfte der Treppen runter, als sich ein Geräusch bemerkbar machte, dass durch den Hausflur schallte. Die Tür zum Innenhof stand wie sooft offen, einer der Mieter im linken oder rechten Hinterhaus ist offenbar in einer Scheune groß geworden. Das Geräusch klang wie Kieselsteine in einem Topf, ein klappernder rasselnder Klang. Im Innenhof hallte er von den Wänden wieder, aber trotzdem konnte ich die Ursache schnell finden - Horst.

5. Dezember 2014

23 / 15 Sekunden – Zornesröte – Bahnhof – Milch und Zucker - Schicksal



Ohne Job entwickelte mein Leben seine ganz eigene kinetische Richtungsänderung. Ich schlafe bis mittag, klicke mich ein paar Stunden durchs Internet oder spiele was auf dem PC, essen wann immer ich Hunger bekomme und hab so meine Wohnung in der letzten Woche nur zweimal verlassen. Einmal um eine Pizza bei Melis um die Ecke zu kaufen und ein anderes mal um nötige Sachen einzukaufen.
Gestern lag ich halb und saß halb auf meiner Couch und schaute Guardians of the Galaxy als es an meiner Tür klingelte. Ich lies es klingeln. Sollte wer auch immer seine Werbung in die Briefkästen stopfen wollte um damit das ganze Haus zu nerven und den Regenwald noch etwas zu verkleinern doch sehen, wer ihn reinlassen wuerde. Ich sicherlich nicht.

27. November 2014

22 / Atemkontrolle – Michelin - Trampstamp


Ich bekam das Gesicht nicht ab. Das linke Ohr hing schon lose herab, aber das rechte war fest. So sehr ich auch daran zerrte es löste sich nicht und verhinderte damit ein erfolgreiches Face-off.
"Nein, nein, sie müssen das Ohr losmachen. Nicht einfach nur zerren." Die Frau zur Stimme beugte sich über mich, wobei ihr Busen gegen meinen Rücken drückte und zog das Ohr mühelos vom Kopf ab.
"Sehen Sie?" sagte sie und hielt mir das Gesicht hin. Ich nahm es ihr ab.
„Hab's ja auch schon gelockert.“ murmelte ich während ihr Busen meinen Rücken allein lies und warf das Gesicht in meiner Hand in die Box mit den anderen Gummigesichtern.
"Die nächsten bitte." rief die Frau und winkt die nächsten beiden zu sich.

10. November 2014

21 / K17 - lange Gesichter – Angel – zehn Pferde - Turbo


Später am Abend ging ich nochmal runter. Mein Gewissen lies mir keine Ruhe. Inzwischen hatte ich gründlich nachgedacht und war mir sicher, dass Horst mich nicht schmackhaft finden konnte. Immerhin war er ja ein Pferd.
„Horst?“ rief ich über den Innenhof.
„Was?“ kam es aus seiner Ecke zurück. Er klang ziemlich übellaunig.
„Ich wollte mich nochmal entschuldigen und es wieder gut machen. Die Sache mit der Lippe vorhin. Das war echt daneben.“
„Ja das war es.“ Er schwieg eine Weile, ich auch.
„Wie wiedergutmachen?“ fragte er schlieslich.
„Was machst du eigentlich heute Abend? Ich wollte mal ins K17 schauen, die haben einen ganz ordentlichen Metal Floor.“
„Metal – Schmetal. Und ist da heute keine Halloweenparty?“
Jetzt war ich dran mit ihn lange ansehen.
„Wo wird heute keine Halloweenparty sein?“
„Stimmt auch wieder. Wann wolltest du hin?“
„So um Mitternacht da sein.“
„Zur Geisterstunden. Cool, dann komm ich mit.“

4. November 2014

20 / den weißen – I love Berlin – dominante Spezies – Lasch Losch!


Die Haustür begrüßte mich heute mal wieder mit kopfstehendem Schloss. Wenn es kälter wird hat das Schloss die Angewohnheit gern mal seine Lage zu ändern. Wahlweise muss man dann den Schlüssel quer, schräg oder eben wie heute verkehr herum reinstecken und dann ordentlich rütteln um ihn umdrehen zu können. Fluchend betrat ich den Hausflur. Heute hatte ich Berlin eh satt. Ich musste mit der Tram fahren weil ich meinen Laptop bei Saturn reklamieren wollte. Wenn man da in Fahrradkluft auftaucht und das zu reklamierende Gerät aus dem Rucksack zieht ist der Reklamationsvorgang glaube ich schon hinfällig. Besonders bei einem Laptop. Ich sag nur stoßempfindlich. Jedenfalls hatte ich dank der Tram kein Problem. In der PC Abteilung konnte ich einem Pärchen bei der Laptopsuche zusehen konnte, während ich auf das Fachpersonal wartete. Er sprach von Arbeitsspeicher, Festplattenkapazitäten und Grafikkarten-RAMs, sie nickte verstehend und so arbeiteten sie sich die Reihe der Anschauungslaptops entlang. Offenbar war der neue Laptop für sie gedacht und er war unterstützender Berater. Die dicke Brille zeigt auch, dass er entweder trendbewusst oder Nerd war. Die Entscheidung fiel dann auch relativ schnell.
"Ich will den weißen." verkündete sie als sein Monolog verebbte. Also wurde der Weiße gekauft. Stolz ging sie zur Rolltreppe Richtung Kasse, er trottete kopfschüttelnd hinterher.

28. Oktober 2014

19 / Bad Boy - Riesenparty - zwei Finger - Schokomilch


Ich stand Samstag im Duncker, ein Radler, nicht nur weil namentlich passend sondern auch weil durstlöschend in der Hitze der Nacht in der Hand, zwei Riesen neben mir und meine böse Hälfte im Blick. Die Riesen neben mir machten rum und soweit ich auch wegrutschte schafften sie es immer wieder mich mittels eines Ellbogens oder verschwitzen Rückens in diese Interaktion hineinzuziehen. Mein böse Hälfte sagt etwas und die ihn umringenden vier Mädels lachten unisono.
Das ist etwas, dass sie einem nicht sagen beim Vortrag zur regelmäßigen Seelenreinigung - dass meine böse Hälfte aussieht wie ich aber dreimal besser ankommt. Muss an dem natürlichen „Bad Boy“-Image liegen.

17. Oktober 2014

18 / Mark Twain – Straßenschilder – purpur – FUCK!


Mir ist etwas schräges passiert. Und ich bin mir bewußt, dass es Angesichts eines sprechenden Pferdes, zeitreisender Mädchen, dimensionalem Survivalskurs und dergleichen schwer ist schräg neu zu definieren. Laßt es mich versuchen.

13. Oktober 2014

17 / in touch - Gefurze - Dinge


Gerade erinnerte mich mein Smartphone daran, dass meine böse Hälfte am Samstag erscheinen wird. Ich hatte meinem Arzt zwar versprochen, mich sofort darum zu kümmmern, aber mal ehrlich, wer macht das schon?
Bewahren Sie Bettruhe! Belasten sie den Fuss nicht unnötig! Fahren sie auf keinen Fall auto nach der OP, auch lokale Anastäsie beeinträchtigt ihre Fahrtüchtigkeit!
Aber sicher doch Herr Doktor. Und demnächst höre ich auch auf Polizisten, die mir ein Rotlichtverstoss vorwerfen, weil ich in Berlin die Ampeln eigenmächtig überquere und mich dabei weniger von Farben sondern eher meine Übersicht des aktuellen Verkehrsaufkommens in Betracht ziehe und dann spontan reagiere.
In kurzen Worten: ist kein Auto da laufe ich los, rot hin oder her.
Wer tut das nicht, immerhin bin ich lange genug erwachsen.
Aber ich schweife ab. Also Samstag im Laufe des Abends wird er bei mir klingeln und dann bin ich wieder eine Woche „in touch“ mit meinem äußeren Schweinehund. Das stellt sich meist durch ausgiebiges Herumlungern und Nichtstun dar und gipfelt oft in die totale Regungslosigkeit und Arbeitsverweigerung. Ich habe mein Handy schon darauf vorbereitet mich jeden Morgen wieder daran zu erinnern, dass „ARBEITEN GEHEN!!!“ ein wichtiger Teil meines Lebens und eigentlich unverzichtbar ist. Sonst entfällt mir das am Ende noch.

7. Oktober 2014

16 / Morpheus – Welcome to Paradise – Richard Kimble - komisch


Ein Rumpeln in meinem Flur weckte mich Sonntag morgen. Ich war am Abend vorher im Duncker gewesen und damit deffinierte sich der "morgen" eher als "nachmittag", je nach standpunkt. Nach meinem Standpunkt war es "morgen", besser gesagt "früher morgen" und ich war auf keinen Fall gewillt nachzusehen was los war. Höchstwahrscheinlich nur die Nachbarn. Mein Flur ist so hellhörig dass es sich bei geöffneter Wohnzimmertür schwer zu unterscheiden lässt, ob bei mir oder meinem Nachbarn geklingelt wird. Also dachte ich mir nicht dabei und versank gerade wieder in Morpheus Armen als mich mein Orientierungssinn hartnackig darauf hinwies, dass das zu hörende gedämpfte Fluchen aus meinem Flur, der hinter meiner Schlafzimmertür, also keine 3 Meter von meinem Bett, meiner derzeitigen Position kommen würde. Seufzend schlug ich Augen auf und Bettdecke beiseite um nachzusehen was da los war.

26. September 2014

15 / Batterien – I make you sexy – sexuelle Spannung - 260kcal – Puffy


Oh Gott die Batterien in meinem Taschenrechner sind alle. Wenn jetzt die Dimensionen brechen sind wir alle verloren.
Ich hatte diese Woche die nächste Ladung Survivalkurs. Glücklicherweise wieder reine Theorie, die erste Hilfe Maßnahme wurde auf den November verbannt. Und wieder wurden wir mit Formeln und Berechnungen bombardiert.
Dimensionstunnel und deren Energiehaushalt, die in Meter pro Sekunde zum Quadrat berechnet wird. Daraus resultierende Vektoren, die mich den Austrittspunkt der jeweilig durchbrechenden Dimensionsbewohner berechnen lassen. Der Austrittspunkt wiederum kann dann zwischen wenigen Zentimetern bis zu mehreren Kilometern Entfernung haben, je nach Durchmesser und eben Enegieeinheit in Meter pro Quadratsekunde. Und dann ist da noch die Winkelbeschleunigung oder auch Eigenrotation der Tunnel. Dadurch wird aus Quadratsekunde plötzlich Kubiksekunde und das ist eine transportable Einheit, die aus dem wo ein wann macht.

18. September 2014

14 / Potzblitz – Kakao – Caesar - Horstleim


Samstag Nachmittag, nachdem ich Freitag zum Duncker laufen durfte ging ich, bewaffnet mit Werkzeug und einem Ersatzschlauch in den Hof um meinem Fahrrad auf den Leib zu rücken. Das ich den Schlauch brauchen wurde hatte ich den Tag vorher schon getestet. Was auch immer meinem Reifen zugestoßen war, es hatte mit einem scharfen Gegenstand und äußerer Gewaltanwendung zu tun. Der Schnitt war fast einen Zentimeter lang und ich rätselte eine volle Minute ob ich eine seltene Art von Insekt überfahren hatte, deren rasiermesserscharfer Chitinpanzer den Schlauch mit ins Jenseits gerissen hatte, bis mir klar wurde, dass es sich bei der zähen klebrigen milchigen Substanz, die den Schnitt umgab um Abdichtungssekret handelte. Tja auch unplattbare Schläuche haben ihr Limit.

7. September 2014

13 / Steuermann - Renovierung - wollen/möchten - Banker


Heute war kein guter Tag. Das Ganze fing eigentlich schon gestern an, als mir mein Chef eröffnete, Angesichts der wie er es nannte "bedrohlichen Umstände" den Laden versichern zu lassen. Was im Klartext bedeutete, dass heute ein Schamane bei uns war, nicht Kia, die hätte ich sicherlich wiedererkannt, um in unserem Laden Bannflüche auszusprechen und diverse Chakrabarrieren einzurichten. Das erforderte einige Vorbereitungen und leider war ich das ausführende Organ bei diesem Vorhaben.

1. September 2014

12 / Teddydusche - Weihwasser - Roth rettete - Docterium


Ich schreckte heute morgen im Bett hoch. Es war der letzte Tag meines Survivalkurses und ich hatte die anderen beiden Nächte schlecht geschlafen. Zudem dröhnte mir jeden Abend der Kopf von den Daten, Fakten und Formeln die uns eingetrichtert wurden. Ein Blick auf die Uhr zeigte dasselbe wie die letzten 2 Tage - kurz nach 6, noch fast eine Stunde zu früh zum aufstehen. Ich drehte mich nochmal um und warf einen Blick aus dem geschlossenen Fenster. Wie die letzte Nacht war es geschlossen und dahinter standen Angestellte des Hotels zur morgendlichen Raucherpause. Mein Zimmer lag ebenerdig mit Anschluss an die Hotelterrasse. Die erste Nacht hatte ich nichtsahnend die Fenster angeleht gelassen und war halb sechs durch Zigarettenqualm und schrillem Lachen keine drei Meter neben meinem Bett geweckt worden. Jetzt kann man die Luft im Zimmer stückweise raustragen aber wenigstens ist sie nicht verqualmt. Oder akustisch mit Balzsmaltalk der Angestellten gefüllt. Naja die wenigen Zwischenräume die noch bleiben, wenn man in 8qm mit geschlossenen Fenstern schläft.

21. August 2014

11 / Schwester Peggy – Himmel – Orgrimmar - GROSSBUCHSTABEN


Nachdem die Bibliothek eh noch für ein paar Tage geschlossen bleibt, ungeachtet dessen was auch immer Herr Steiner verstanden zu haben glaubt, bat ich heute um einen freien Vormittag um mal wieder meine Seele aufpolieren zu lassen. Mein Arzt des Vertrauens dafür ist Doktor Wurstmann, der neben Dermatologie auch Spiritologie gelernt hat.
Schwester Peggy im Wartezimmer begrüßte mich wie immer freundlich aber ohne wirklich von mir Notiz zu nehmen. Sie hatte den Grad der Professionalität erreicht, an dem sie alles sah und doch nichts sah. Sie wusste wer sich im Wartezimmer befand ohne auch nur mit einem einzelnen Augenkontakt gehabt zu haben. Aber das kannte ich bereits also richtete ich den Blick auf ihr Namensschild und trat an den Tresen.

10. August 2014

10 / 8 Millionen - Dropdeadmachinespring – breiter Arsch – Tequila Sunrise


Am Samstag war mal kein Duncker angesagt. Eine Freundin berichtete darüber, dass der Dazzle Club geschlossen wird und quasi seine Abschiedsparty inklusive Band feiern sollte. Da ich es bisher noch nie in den Dazzle Club geschaffte, aber schon mehrfach mit Leuten drüber gesprochen hatte dachte ich, ich geb dem Club mal eine Chance. Naja eine letzte Chance um genau zu sein.
Mit dem Rad war es nicht weiter als zum Duncker so dass ich keine 5 Minuten brauchte um hinzu gelangen. Aber das Rad irgendwo zu verstauen war schon ein kleines Problem, denn der Club lag an der Kreuzung Eberswalder Straße und es waren geschätzte 8 Millionen Leute unterwegs, 50% davon mit Rad. Nachdem ich Rad und Kette schlussendlich ordentlich um ein Straßenschild drapiert hatte traf ich eine Freundin vorm Club und wir gingen rein.

8. August 2014

9 / Apple Netbook - left, right? - Frau Wong - Conan


Ich war wieder auf dem Weg nach Charlottenburg. Diesmal ging es um ein Exemplar von Minumum Daemonium, einem Buch über Hausdämonen.
Bis nach Charlottenburg mit dem Rad war mir doch etwas zu weit, also per Bus und Bahn. Dabei ergab sich, kaum am Alex angekommen ein Problem, dass sich in ein Wort fassen lies - Bauarbeiten. Na gut drei Worte drücken es besser aus - Bauarbeiten im Gleis. Also kurz orientiert und aufgestöhnt. Die offizielle Umleitung war per Bus zum zoologischen Garten zu zuckeln oder ab Alex per U2 zum Garten und dann noch die letzten 2 Stationen bis Charlottenburg per S-Bahn. Also losgestiefelt, runter in die überhitzten Katakomben der U-Bahn am Alex. Es war halb 7 abends und die U2 erwartungsgemäß voll. In den Wagons herrschten geschätzte 35 Grad Celsius und das Apple Netbook meines Nebenmanns übergoss mich mit einem kontinuierlichen Schauer aus warmer Luft. Irgendwo muss die Prozessorhitze ja hin. Also warum nicht mein Schoss?

1. August 2014

8 / innen bist du rot - die Ruhe und das Klavier - der alte Johann - bewegungsbedingte Unsymetrie - Pause vom ich-sein


Ich war heute bei meinem Friseur. Mein Friseur bedeutet natürlich nicht, dass er mir gehört, nur meine Haare. Die gehören ihm ganz und gar, jedenfalls jene welche er abschneidet.
 Man findet den Laden nur, wenn man weiß, dass dort ein Laden ist. Geschickt hinter einer baufalligen Tür, gepflastert mit ineinander übergehenden und dadurch gleichzeitig sinnentleerten und sinnvertiefenden Schmierereien, die Aussagen wie "innen bist du rot" in die Welt hinausrufen, versteckt muss man ein nach Staub riechendes baufälliges Treppenhaus durch- und einen Innenhof überqueren dessen Pflastersteinen dem Wildwuchs schon seit langem nichts mehr entgegenzusetzen und kapituliert haben. Und wer sich jetzt fragt wie genau Staub riecht kann es sich als kühle, trockene Essenz eines jeden Kellers vorstellen. Als ob kein wirklicher Geruch da wäre, eher eine Abwesenheit von allem substanziellem wie Körpergeruch, Blumenduft und ähnlichem. So etwa riecht es in dem Flur, ein so starker Staubgeruch, dass er alle anderen Gerüche neutralisiert. Man ereicht schlussendlich eine rostige Feuerschutztür.
Daneben das Klingelschild wiederum macht das Versteckspiel nicht mit und liest sich einfach: Herr Hase - Friseur

22. Juli 2014

7 / Drillinge – Archimedes – Mohana - rosa



Mein Schlüssel klemmte wie so oft, was ein Nachteil einer Altbauwohnung ist, aber gab schlussendlich doch nach und lies mich ein. Ich balancierte eine Tüte mit Einkäufen in die Küche. Der Inhalt bestand hauptsächlich aus Kartoffeln, Drillingen um genauer zu sein. Die wollte ich in Pellkartoffeln mit Quark verwandeln, was mit kochendem Wasser und ganz ohne Magie auch mir ungelernten Zauberer gelingen konnte. Obwohl technisch gesprochen Pellkartoffeln bei Drillingen falsch ist, die ja mit Schale verzerrt werden und somit nicht mehr Pellkartoffeln im wortwörtlichen Sinne sind. Ich hatte schon mal eine dementsprechende Eingabe auf Redefinition beim Universum eingereicht aber bisher keine Antwort erhalten.
Was nicht weiter verwunderlich ist - das Universum ist im großen und ganzen sehr beschäftigt.

11. Juli 2014

6 / kannibalisch - Dreihundert - Schwalbenschwanz - ein Land mit T


Heute morgen eröffnete mir mein Chef, dass ich ins Zentralarchiv nach Charlottenburg fahren musste. Ein Kunde hatte nach der achtundzwölfzigsten Ausgabe des "Albus Ephemeris", ein sehr seltenes und schwer zu entzifferndes Buch, weil der Autor es für witzig hielt mit weißer Tinte auf weißem Seiten zu schrieben, gefragt. Ich arbeite in einer okkulten Buchladen, jedenfalls größtenteils okkult, denn seitdem die Tochter meines Chefs in den Familienbetrieb eingestiegen ist gibt es auch eine Ecke mit Büchern wie "Schlank durch Smoothies" und "Fit durch vegane Küche".
Macht erstens den Flair einer okkulten Buchhandlung kaputt und zweitens sollte man bedenken, dass okkulte Bücher geradezu kannibalisch veranlagt sind und ihre Artgenossen gern verspeisen. Besonders die Jungen und die Schwachen. Sie fressen, entgegen einiger zweifelhaften Geschichten keine Menschen aber wohl ihre Artgenossen.

7. Juli 2014

5 / achthundert Tattoos - Ghost - Kira - Riddlehorse


Inzwischen sind ich und Horst so etwas wie Freunde geworden. Und das kam so:
Nach unserer ersten Begegnung und einem informativen Gespräch mit Herrn Specht war Horst in die hintere linke Ecke des Innenhofs verbannt worden, wo er am Zaun angeleint den ganzen Tag herumstand. Mein Fahrrad hatte ich wohlweislich rechts vorn im Innenhof angeschlossen, so dass wir uns normalerweise mit gegenseitigem Nichtbeachten behandeln konnten. Manchmal tauschten wir ein "Hi." und ein Schnauben aus, aber das war's auch schon. Mehr nicht. Doch an einem Donnerstag abend änderte sich das alles.

29. Juni 2014

4 / Alex - Basislager - 'heutzutage' - Helden

 Es war wie immer voll in der Tram. Alle Welt wollte Richtung Alex um ihre wie auch immer geartete Tagestätigkeit aufzunehmen. An jeder Haltestelle drängelten Leute rein und raus, blieben an der Tür stehen kaum das sie in der Tram waren und fauchten die nachdrängenden an: Hör auf zu drängeln man! Ein normaler Montag morgen.

21. Juni 2014

3 / rot-weiss - Minnie Maus - orange - Paradoxon


Ich befand mich auf dem Rückweg von der East Side Gallery wo wie jedes Jahr einige Künstler, unter denen sich auch ein paar Freunde von mir befanden, auf kleinen Ständen ihre Kunst anboten. Und wie jedes Jahr fiel mir auch diesmal auf wie viele Arten von Kunst, im Sinne von Malerei, es gibt. Und wie wenige davon mir gefallen.
Kurz vor dem Kreisverkehr am Bersarinplatz fiel mir ein Mädchen auf, das einen Hula-Hoop Reifen neben sich stehen hatte. Sie saß auf der Bank vor einem der kleinen Geschäfte, dessen staubiger Vorraum und die fensterlose Front auf baldige Neueröffnung hinwies. Drinnen hämmerte und bohrte man feste. Der Kreislauf des Lebens.
Der Reifen war rot-weiss geringelt, genau wie ihre Kniestrümpfe. Ihr Kleid nicht, das war rot-weiss gepunktet. Ich bremste ab, irgendwas an dem Mädchen kam mir bekannt vor.

17. Juni 2014

2 / Samstag - Blitzmerker - für alle Fälle - Einhorn - Werbegeschenk


Es war ein Samstag Nachmittag, als ich Horst kennen lernte. Die Sonne schien, ich wollte ein Stück Rad fahren und ging hinunter um mein Fahrrad aus dem Innenhof zu holen.
Unser Innenhof ist übersichtlich klein, mit einem einzelnen Baum der in der Mitte gepflanzt ist und einer Sortiment an Fahrrädern in diversen Fahrradständern drum herum. Horst stand eben neben diesem Baum, knabberte an seiner Rinde und schlug mit dem Schwanz nach Fliegen von der nahe gelegenen Mülltonne.
Ich blieb sprachlos stehen. Da stand ein braunes Pferd in unserem Innenhof und hatte schon fast ein drittel der Baumrinde angeknabbert. Einen Schmerzensschrei später hatte ich mich wieder an den automatischen Schließarm der Tür erinnert und hüpfte auf dem linken Bein herum, während ich mir die Ferse des rechten Fußes massierte.

11. Juni 2014

1 / Jonathan - Alphastatus - divergend


Am Sonntag Morgen, auf dem Weg zurück vom Duncker Club fuhr ich an Jonathan vorbei, der an der Kreuzung Danziger/Prenzlauer auf den Bahnschienen stand und wild durch sein Handy suchte.
Da es halb sieben Uhr morgens war und sich außer uns beiden keiner im Umkreis von 500 Metern befand, der nicht schlief bestand für ihn keine unmittelbare Gefahr. Offenbar suchte er stark schwankend nach etwas, die Kopfhörer auf seinem Kopf deuteten auf einen bestimmten Song hin.
Ich stand ihm gegenüber an der Ampel, hatte gerade erfahren müssen, dass der Bäcker erst in 30 Minuten öffnen würde und war darüber etwas genervt. Die Ampel war rot und trotz der Uhrzeit würden mich keine zehn Pferde und noch nicht einmal Horst davon überzeugen bei rot über diese Kreuzung zu fahren.